Wie nutze ich mein Mopped

Ich bin reiner Ausflugsfahrer - ich nutze es nicht für Fahrten zum Arbeitsplatz oder einen Spurt zum Kurfürstendamm für kleine Shopping Attacken. Ich komme wann auch immer auf den Gedanken dem Alltag entfliehen zu wollen, ziehe mir meine Kombi an und düse los. Meist dem übersichtlichen Plan folgend, mir X Stunden lang frischen Wind um die Nase wehen zu lassen und dabei möglichst neue Ecken in der engeren Umgebung kennen zu lernen. Manchmal sind es auch längere Touren bis z.B. an die Ostsee, manchmal sind es auch nur kleine Trips ohne die Stadt zu verlassen. Allein die Landstraßen entlang zu düsen, ohne einem Gruppenzwang zu erliegen, ist dabei meine präferierte Art. Die Gruppenfahrten, denen ich beiwohnte, waren auch OK, aber ich merkte immer wieder wie schnell man seine eigene Fahrweise der jeweiligen Gruppe anpasst und schlussendlich doch mit 70 Km/h durch geschlossene Ortschaften brettert, um nicht den Anschluss zu verlieren. Virtuell sieht man dann die Bewohner der Dörfer in ihren Gärten stehen, die sich fragen ob bei der nächsten Horde von Irren die Mistgabel wohl sein Ziel trifft. Ich versetze mich dann in deren Situation - jene wollen auch nur ihre Freizeit ungestört genießen - was auf manchen Landstraßen um Berlin sicher nicht einfach ist, wenn die Hauptstädter mit illegaler Hardware und ebenso illegaler Fahrweise meinen sich auf dem Land austoben zu müssen - leben und leben lassen! Hinzu kommt allerdings meiner Erfahrung nach, dass auch Autofahrer nicht unter Verdacht stehen die besseren Verkehrsteilnehmer zu sein: • sehr viele fahren im Umland immer 70 Km/h - egal welche Schilder den Straßenrand zieren (auch wenn 100 Km/h oder gar nur 50 Km/h erlaubt währen) • sehr viele halten keinen Sicherheitsabstand ein wenn ich ganze Kolonnen hinter mir in Ortschaften einbremse (zur Erinnerung: Ortseingangsschild meint auch max. 50 Km/h ab dem Schild) • oder meine größten Freunde, die beim Überholen die Tatsache ignorieren, dass mir als einspurigem Fahrzeug meine ganze Fahrbahnbreite gehört - egal ist dabei ob ich überholt werde oder der Gegenverkehr (notorische Kurvenschneider liegen in der Disziplin gleich auf Platz zwei) Touren Die Auflistung meiner Touren in Google maps:  

Honda Camino (Juni 1979 bis September 1983)

Technisch war meine in keinem berauschenden Zustand. Oft genug habe ich dies in Gegenwart von polizeilichen Kontrollorganen in Zivil aber abstreiten müssen. Die Anekdoten die zu diesem Vehikel zu erzählen währen sprengt den Rahmen meines Web-Spaces - nur eine sei hier erzählt: der Vorbesitzer hatte es mit dem Zündkerzengewinde gut gemeint und hat die Zündkerzen so doll angezogen, dass sich das Gewinde in kleinen Spänen auflöste. Ein neuer Zylinderkopf war zu dieser Zeit für mich unerschwinglich, sodass ein Trick für die nächsten Kilometer half die Zündkerze dauerhaft am Ort ihrer Aufgabe zu montieren. Ein Lappen um die Zündkerze und den Rahmen gewickelt, fest angezogen und mit einem Knoten versehen verkantete die Kerze in den Gewinderesten und hielt. Bis der nächste Regen kam. Dann löste sich der Knoten und der gewaltige Explosionsdruck des 50 ccm Kölbchens schoss die Kerze in Fahrtrichtung. Da in dieser Richtung nach 10 cm Freiflug das Schutzblech im Weg hängt, währte die Freiheit nur kurz. Akustisch war dies immer wieder ein Ohrenschmaus. Erst der Knall der Befreiung und Millisekunden später das blecherne "Bäng" vom Schutzblech. Die "Reparatur" dauerte immer nur wenige Sekunden. Zündkerze rein stecken, Lappen drum, Knoten wieder festziehen und weiter ging es.    

BMW R45 (November 1982 bis März 1985)

Mein ganzer Stolz. Das erste richtige Fahrzeug im Urzustand. Die hässliche Farbe (eine Art Hellbraun) wich später einem Blaumetallic. Übrigens ist der Typ ohne Kopf derjenige, der für all das hier verantwortlich ist.    

BMW R100 mit Krauser Vollverkleidung (März 1985 bis Otober 1999)

14 Jahre hatte ich dieses wunderschöne Motorrad. Nicht ein technischer Zwischenfall (bis auf einen platten

Reifen) gibt es zu melden. Im Urzustand ist es eine R100 CS, die durch mein Vorbesitzer mit einer Krauser

Vollverkleidung ausgestattet wurde. In Kombination mit der hier abgebildeten Einmannsitzbank optisch, akustisch

und haptisch ein Genuss. Die 70 PS reichten damals für über 220 km/h und somit die Umgebung (z.B. die XJ900

der Familienmitglieder) nicht allzu weit entkommen zu lassen. 2 Zylinder, 1 Liter Hubraum und insgesamt vier

Ventile (hochmoderne Technik ist anders) machten immer irrsinnigen Spaß.

Leider sah dies im Oktober 1999 ein gestörter Zeitgenosse etwas anders und beendete auf seine Weise die Freude am Fahren einer BMW. Mehr dazu siehe hier:

Honda CB750 - SevenFifty (März 2000 bis April 2015)

Diese Fahrmaschine die in Gegenwart (mit Probesitzen) der Sozia bestellt wurde das Erste Fahrzeug in meiner

bisherigen Sammlung, welches ich NEU gekauft habe.

Nach 15 Jahren Zuverlässigkeit und Fahrspaß machte die Unachtsamkeit einer Verkehrsteilnehmerin diesem Moped den Gar aus. Zum Saisonstart 2015 schaffte ich es gerade einmal 200 Meter zu fahren und wurde dann durch eine Nötigung gezwungen eine Vollbremsung durchzuführen - das Vorderrad blockierte und ich rutschte die letzten Meter mit diesem Motorrad die Straße entlang. Dem Gutachter zufolge wurde die Honda beim Sturz zum Linkskurven Gefährt (Rahmen verzogen) und da ich auch Rechtskurven in meinem Kiez habe kam sie in die Tonne.

Das Weib spricht schon wieder:

Die ist ja nett anzusehen, vielleicht auch für den Fahrer nett zu fahren, aber wenn man als Sozia nicht der

japanischen Norm für Körpergröße entspricht, ist der Spaßfaktor schnell dahin. Soll heißen, mir schlafen nach ca.

20 min. die Füße ein. Ein geiles Gefühl wenn man absteigt, die Füße nicht mehr spürt und ins Nichts bzw. auf den

Hintern fällt.

Was lernt man daraus: man bringt sich ein Fresspaket zum Moppedkauf mit und setzt sich für mind. 20 min. auf

die Sitzbank. Egal was die anderen Kunden denken.

BMW R1200 R - Baureihe K53 (Juni 2015 bis August 2020)

Nach 1,5 Jahrzehnten BMW Abstinenz und der Tatsache kein Motorrad mehr zu haben kreisten die Gedanken –

was nun. Einige Modelle hatte ich mir in den letzten Monaten angesehen, die Retro-Honda CB 1100, Ducati’s,

usw. Aber in den letzten 14 Jahren mit vier Zylindern vermisste ich doch sehr das Drehmoment eines

Zweizylinders, Boxerartig angeordnet.

BMW R1250 RS - Baureihe K54 (August 2020 bis heute)

Nach fast 70.000 Km mit der Vorgängering wurde es Zeit den von BMW überarbeiteten Motor zu testen. Dies dann

auch wieder entgegen aller bisherigen Planungen mit einer eher sportlichen Verkleidung. Das sechste Kraftrad in

über vierzig Jahren und rund 200.000 Gesamtkilometern auf zwei Rädern.

1.254 ccm mit 136 PS bei 7.750 U/min, 143 Nm bei 6.500 U/min klingen jetzt nicht nach einen außerordentlichen

Boost, aber BMW hat es mit diesem Motor geschafft Leistung, Drehmoment und Kultur in eine perfekte Harmonie

zu bringen. Dort wo der „alte Wasserboxer“ bockte (niedrige Drehzahlen mochte das Aggregat definitiv nicht)

brilliert nun die neue Version.