Sicherheitskleidung auf dem Motorrad
Vorwort
Natürlich ist es cool mit Jeans und einfachen Sneakern auf dem Mopped zu sitzen und sich den Wind um die
freien Ohren zu blasen. Helmpflicht (die gibts seit 01.01.1976 für Motorradfahrer) auch auf dem Mofa - quatsch.
Ich bin früher auch mein Mofa ohne Helm gefahren - nix passiert. Das das pures Glück war weiss ich heute.
Übrigens gibts auch für Mofas seit 01.10.1985 die Helmpflicht in Deutschland.
Wer aber schon die Folgen leichter Stürze bei geringen Geschwindigkeiten betrachten durfte überlegt noch einmal
ob diese coolnes teuer erkauft wird. Da fährt man halt mal eben zum Eiskaffee um die Ecke und ein achtloser
Zeitgenosse mit seiner mit 20 und mehr Airbag’s bestückten Nobelkarosse übersieht beim Nasebohren den
nahenden Biker. Total cool wie das Gewebe der Jeans nachher aus den Schürfwunden gefriemelt werden muss,
der Teer der Straße in Brocken aus dem Handballen entfernt wird, Brandstellen vom heißen Auspuff mit kühlenden
Wundauflagen versorgt sind, nach mehrfachen Operationen Ablederungen durch Spalthaut anderer Körperpartien
repariert wurden und und und …
Wer jetzt noch das Bild eines Warmduschers mit dem Verfasser dieser Zeilen in Verbindung bringt - bitte einfach
nicht weiterlesen - hilft dann eh nix.
Ein weiterer Aspekt ist auch immer wieder die Haftungsfrage. Beklagte Haftpflichtversicherer vertreten die
Auffassung, dass sich Motorradfahrer ein erhebliches Mitverschulden gegen sich selbst entgegenhalten lassen
müssen, da sie bei Unfällen z.B. keine Motorradstiefel sondern lediglich leichte Sportschuhe getragen hätten. Sie
vertreten die Auffassung, dass die Ansprüche der Motorradfahrer um mindestens 50 % zu kürzen seien und
begründen damit ihre Berufungen in den Zivilrechtlichen Verfahren. Dort geht es unter anderem um die
Regulierung von Schadenersatzansprüchen wie im Fall des Nasebohrers.
Worauf kommt es bei der Schutzkleidung an? Worauf muss man achten? Was kann man falsch machen?
Helm
Der Motorradhelm schützt vor schweren Verletzungen und rettet Leben.
Grundsätzlich gilt: nur Helme die nach ECE-22 geprüft sind kommen auf den Kopf.
Helmprobe
•
Helm darf nicht zu weit und nicht zu eng sein, er sollte straff sitzen. Wenn der Helm komfortabel zu passen
scheint, trotzdem auch noch eine Nummer kleiner probieren. Nur wenn dieser kleinere Helm drückt oder
sich sogar nicht aufsetzen lässt, ist er zu klein. Anderenfalls ist der kleinere der Richtige. Natürlich darf sich
der Helm mit und ohne geschlossenem Kinnriemen nicht nach vorne oder hinten verdrehen oder sogar
abziehen lassen.
•
Den Helm 10 Minuten testtragen.
•
Bedienung auch mit Handschuhen probieren.
•
Brille, die auch zum Motorradfahren genutzt werden soll, unbedingt unter dem neuen Helm anprobieren.
Das richtige Visier
•
Visiereigenschaften bei geschlossenem Visier prüfen.
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Wer für Sonnentage getönte Visiere bevorzugt, sollte einen Helm wählen, dessen Visier sich mit wenigen
Handgriffen wechseln lässt.
Innenausstattung
•
Zur Pflege der Helm-Innenausstattung sollte das Innenfutter herausnehmbar sein.
Handschuhe
Handschuhe sind auch gut gegen Insekten die während der Fahrt auf die Finger klatschen, in erster Linie aber
sollen sie bei Stürzen die Folgen eines menschlichen Reflexes abmildern. Wer stürzt, versucht sich instinktiv
abzustützen. Im Stand geht das im Allgemeinen gut, bei 50 km/h stützt man sich aber auf einem Bandschleifer der
mit ca. 14 Meter pro Sekunde läuft.
Passen muss er
•
Nicht nur im Geschäft des Vertrauens den Handschuh kurz überstreifen und wenn man ihn anbekommt
darauf achten das ihn die Gravitation nicht von den Fingern gleiten lässt.
- zu weit ist blöd: weil er sich dann ggf. beim Sturz auf den Bandschleifer eigenständig vom Acker macht
- zu eng ist noch blöder: auf längeren Fahrten einschlafende Finger auf Grund mangelnder Durchblutung ist
die Hölle
Ausstattung
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auf Dehneinsätze an den Gelenken achten
•
auf Verstärkungen an der Handfläche achten (hier wirkt der Bandschleifer am ehesten)
•
Einsätze aus z.B. Kohlenstofffaser an den Fingerknöcheln, am Handrücken und an den Fingergelenken sind
hilfreich
•
in höheren Preisregionen sind Nähte aus z.B. KEVLAR-Fasern mit einer extrem hohen Zug-, Riss-, Schnitt-
und Hitzefestigkeit
Warm oder kalt oder nass (man braucht mehrere Paare)
•
ein Sommerhandschuh hat auf der Handrückenseite luftdurchlässiges Gewebe (damit in einen
Regenschauer kommen heißt: man hat Schwämme an den Händen)
•
trotz ggf. heizbarer Handgriffe wirds mit den dünnen Handschuhen unterhalb von 5 °C unangenehm - Gore-
Tex hilft hier zusätzlich gegen Feuchtigkeit - aber die Feinmotorik leidet
Schuhe
Unabhängig von der Größe des motorisierten Zweirades werden die unteren Gliedmaßen laut Statistik bei Unfällen
mit mehr als 82 Prozent am häufigsten verletzt. Zehen, Füße, Sprunggelenke und Schienbeine bedürfen deshalb
des besonderen Schutzes. Selbst für die Fahrt zum Eiskaffee sind Produkte, die von der Industrie als „Zwitter“
zwischen Freizeitschuh und Motorrad-Stiefel angeboten werden, nicht die beste Wahl. Sie sind bei weitem nicht so
sicher wie gute Motorrad-Stiefel, aber sicher besser als normale Turnschuhe.
Alle anderen Piloten sollte zum Eigenschutz zu Stiefeln aus mindestens zwei Millimeter dicken, abriebfesten und
schwer entflammbaren Leder greifen, die mehr als nur Mindestkriterien erfüllen.
Im Gegensatz zu Wander- oder Springerstiefeln gehören nämlich neben der Bedeckung der Knöchel auch die der
Wade inklusive individueller Passform (Weitenverstellung durch Stretch, Schnallen oder Klettverschluss) auch
Verstärkungen im kompletten Zehenbereich, am Knöchel und der Ferse, eine Schalthebel-Verstärkung sowie
Schienbeinschutz und abgedeckte Reißverschlüsse zum hohen Anforderungsprofil. Eine stabile Sohle, rutschfest
und mit einem Absatz für festen Halt auf den Rasten sollte zudem Standard sein. „Wer wasserdichte und
atmungsaktive Modelle mit Reflektoren wählt, erhöht Komfort und Sicherheit“. Schließlich können nasse Füße
schneller auskühlen und zu Bewegungseinschränkungen führen. Wer Stiefel mit Nässeschutz wählt, der kann auf
„Überzieher“ verzichten.
Grundsätzlich gilt: Ein Motorradstiefel sollte eng anliegen und fest sitzen, die Füße dürfen aber nicht in ihrer
Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden: Das Bedienen von Gangschaltung und Bremse muss problemlos
möglich und die Durchblutung gesichert sein. Bei der Anprobe sollte sowohl auf die richtige Schuhgröße als auch
die passenden Socken oder Strümpfe geachtet werden. Viele Vielfahrer besitzen ein Paar Stiefel für Sommer und
eines für die anderen Jahreszeiten, das gefüttert ist oder in das auch dicke Thermosocken passen.
Beim Kauf von Motorrad-Stiefel empfiehlt es sich grundsätzlich, diese zusammen mit der übrigen Ausrüstung
anzuprobieren. Nur so ist sicher, dass die Stiefel im Verbund mit der Lederhose oder -kombi oder dem
Fahreranzug aus Textil gut sitzen.
Lederjacke und Hose
Selbst hochwertigstes Kunstfaser-Gewebe erreichte bei ADAC-Prüfungen nicht die Abriebfestigkeit eines guten
Leders. Ein weiteres Argument spricht für Leder: Bei gut anliegenden Lederkombis sitzen die eingearbeiteten
Protektoren zuverlässiger an ihrem »Einsatzort« als in den meist weiter geschnittenen Textil-Anzügen.
Zitat / Zeitschrift MOTORRAD / 06 - 2016 Seite 122:
Es bleibt dabei: Wenn es um den bestmöglichen Schutz beim Sturz auf der Straße geht, hat Leder weiterhin
deutlich die Nase vorn. Sollbruchstellen bleiben allerdings unzureichend gesicherte Nähte. Textilanzüge geraten im
Vergleich zum Leder trotz hochgerüsteter Hightech-Zutaten immer noch sehr schnell ins Hintertreffen. Schnell
klaffen große Löcher im Gewebe, ob einst 260 oder knapp 1.900 Euro teuer. In Bezug auf die Abriebqualität steht
dann eine 300-Euro-Lederkombi deutlich besser da als der mehr als sechsmal so teure Textilanzug.
Und was ist mit dem Hitzestau im Sommer? Dem begegnen Lederkombi-Hersteller zunehmend mit Perforierungen
und »Cool Leather«, das dank Spezialbehandlung die Sonnenstrahlung abweist. Aber auch hier Achtung: in
kälteren Jahreszeiten mit einer perforierten Kombi fahren ist wie mit Eiswürfeln beworfen zu werden.
Tests haben gezeigt, dass das Material mindestens 1,2 Millimeter stark sein sollte – dann reicht die Abriebfeste des
Naturmaterials aus.
Ein- oder Zweiteiler (Einteiler sind was für die Rennstrecke):
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Einteiler: Er liegt eng am Körper, bietet wenig Windwiderstand und kann nicht verrutschen
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Geht es auf Touren oder will man mit dem Bike zum Arbeitsplatz pendeln, sind zweiteilige
Lederkombinationen die richtige Wahl, denn sie können auch abseits des Motorrads getragen werden.
Zudem verfügen sie zumindest über Stauraum für Schlüssel und Brieftasche.
Protektoren:
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Schultern, Ellenbogen, Rücken, Hüfte und Knie – moderne Protektoren schützen und bieten gleichzeitig
einen hohen Tragekomfort.
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Protektoren sind entweder direkt in die Kleidung integriert oder separat zu erhalten.
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Eine wichtige Rolle bei der Schutzwirkung von Motorradbekleidung spielen Größe, Form und Anordnung der
Protektoren.
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Auf Prüfsiegel achten: EN 1621-2 gilt für Rückenprotektoren, EN 1621-1 für alle anderen.
Anprobe:
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Bei der Anprobe sollten Interessenten vor allem darauf schauen, dass die neue Kleidung bequem ist und
einwandfrei sitzt.
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Man sollte ausreichend Bewegungsfreiheit haben und bedenken, dass Funktionswäsche darunter passt.
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In den Bewegungszonen dienen textile Stretch-Einsätze für mehr Agilität und sorgen für Luftzirkulation.
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Bei den Ärmeln immer wichtig: die Länge. Bei angewinkelten Ellenbogen muss der Bund bis über das
Handgelenk reichen und sich einwandfrei verschließen lassen.
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Die richtige Länge müssen natürlich auch die Hosenbeine haben. Für beides am besten die eigenen Stiefel
und Handschuhe zur Anprobe mitbringen.
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Abschließend noch ein Tipp für sportliche Fahrer: Darauf achten, dass sich der Halsabschluss ausreichend
verstellen lässt. Bei der gebeugten Haltung auf Sportmaschinen erwürgt einen so manche Kombi.